Ab heute bin ich wieder alleine. Heute mittag ist Christoph zum Flughafen gefahren, weil er nur einen Monat frei hatte. Aber im Dezember kommt er wieder 🙂
Am Samstag waren wir den dritten Tag bei den Tempeln. Wir haben immer noch nicht alles gesehen, dafür muss man öfters herkommen oder mindestens eine Woche einplanen. Aber wir haben alles gesehen was wir sehen wollten und fanden es unglaublich beeindruckend. Es wurde auch nie langweilig weil es überall etwas neues zu entdecken gab. Gestartet sind wir mit einer Fahrt zum Tonle Sap. Das ist der größte See Südostasiens und in der Regenzeit kann man nicht von einem Ufer zum anderen schauen. Seinen Höchststand erreicht er Ende November. Dann passiert auch etwas einmaliges, der Fluß Tonle Sap, dessen Wasser in den Mekong fließt, ändert seine Fließrichtung. Immer dann wenn der Pegel im Tonle Sap höher als im Mekong ist ändert sich die Fließrichtung. Das passiert immer am Ende der Regenzeit. In der Trockenzeit fließt das Wasser wieder zurück. Dieses weltweit einmalige Ereignis wird mit einem großen Fest und Bootsrennen gefeiert. Leider passiert es dieses Jahr erst um den 24. November, da bin ich schon nicht mehr in Kambodscha.
Im Tonle Sap wollten wir ein Fischerdorf auf Stelzen anschauen und eine Rundfahrt durch die Flußarme machen. Außerdem befinden sich dort in der Nähe die Tempel der Rolous Gruppe, so kann man beides verbinden. Das Stelzendorf heißt Kampong Phluk und ist eine große Dorfgemeinde mit Polizei, Kirche, Shops und einem Tempel. Wir sind mit unserem Fahrer Lom ca 30 Minuten bis zum Steg gefahren. Dort kauft man ein Bootticket für 20 Dollar für 1 1/2 Stunden Fahrt. Total überteuert… Wir sind einem Jungen gefolgt der unserer Bootsfahrer sein sollte. Es war ein kleines Longboat mit einem lauten Motor. Wir waren erst irritiert dass der Fahrer so jung war, in den anderen Booten sah es aber ähnlich aus und er ist auch sehr vorsichtig gefahren. Die Fahrt ging durch mehrere kleine Flussarme bis man schließlich nach ca 20 Minuten zu dem Dorf gelangt. Die Häuser stehen alle auf ca 10 Meter hohen Stelzen und in der Regenzeit kommt man nur mit einem Boot von A nach B. Uns sind viele Ruderboote entgegen gekommen mit Kindern die gerade auf dem Weg in die Schule waren. Die Menschen dort leben am und mit dem See. Sie waschen ihre Wäsche und sich selbst in dem Wasser, in welches ich mich niemals freiwillig hineinbegeben hätte. Fast alle Familien haben ihre Fischernetze aufgerollt während wir vorbei gefahren sind. Die Häuser sind nur über eine hohe Leiter zu erreichen. In der Trockenzeit ist das Flußbett allerdings trocken und man kann zu Fuß von Haus zu Haus laufen. Es bieten sich also unterschiedliche Eindrücke je nachdem zu welcher Zeit man das Dorf besichtigt. Schließlich sind wir noch hinaus auf den See gefahren und haben dort Pause gemacht. Es kamen einige Verkäufer mit ihrem schwimmenden Markt vorbei, aber wir hatten schon während des vorigen Pflichtstops in einem Restaurant etwas getrunken. Die Häuser und die dort lebenden Familien zu sehen war die Fahrt auf jeden Fall wert. Nächstes Mal würden wir allerdings erst die Rolous Tempel anschauen und dann die Bootstour machen weil man dann etwas im Schatten ausruhen kann und die Füße sich erholen können 🙂
Anschließend sind wir also zu zwei Tempeln der Rolous Gruppe gefahren. Rolous heißt das Dorf neben welchem sich die Tempel befinden. Die Tempel sind die frühsten Khmer Tempel und wurden noch aus Backstein gebaut. Wir haben uns die Tempel Bakong und Preah Ko angeschaut. Da es bereits Mittag war, war es brütend heiß. Noch ein Grund erst die Tempel anzufahren und dann den See 🙂 Beide Tempel sind nicht sehr gut erhalten, was vielleicht am leichten Baumaterial Backstein liegt. Der Bakong Tempel besteht aus fünf quadratischen Ebenen und man muss über eine steile Steintreppe mit großen Stufen hinauf steigen. Oben war es zum Glück etwas windig, was es angenehmer gemacht hat. Man findet dort einige Elefantenfiguren, denen allerdings der Rüssel fehlt, so dass ich sie erst mit Rindern verwechselt habe. Auf der obersten Ebene steht eine hohe Stupa. Wir sind auf der Rückseite des Tempels wieder hinunter geklettert und im kühlen Schatten an den Außenmauern zurück gelaufen. Der zweite Tempel Preah Koh besteht aus zwei Abschnitten. Der vordere Teil ist sehr zerfallen und man läuft über einen Steingang durch ein Tor und gelangt so zum hinteren Tempelabschnitt der aus sechs hohen Türmen besteht, welche von drei Stieren bewacht werden. Die Nandi Stiere. Wir fanden den Tempel nicht so schön, weil es umfangreiche Restaurierungsarbeiten gibt, die sich deutlich in der Farbe zu den alten Inschriften oder Figuren unterscheiden. Der ursprüngliche Backstein hat eine rote Farbe und die Restaurierungen sind grau wie Zement. Vielleicht wird das noch anders aber im Moment sieht es fehl am Platz aus.
Da es bereits ein Uhr war sind wir zum Essen in ein Restaurant gefahren. Leider ein sehr touristischer Ort mit hohen Preisen und schlechtem Service. Da fast alles über 6 Dollar gekostet hat hab ich mich für das Clubsandwich entschieden weil ich da wohl die größte Portion für das Geld bekommen habe. Die Portionen an den anderen Tischen sahen sehr mager aus. Christoph hatte Rindfleisch mit Ingwer und wir wurden beide satt und es war lecker.
Als Abschluss der Tempelbesichtigungen haben wir uns die noch fehlenden Tempel der Angkor Thom Stadt ausgesucht. Die Elefantenterrasse und die Terrasse des Leprakönigs. Die Elefantenterrasse ist ein langer hoher Steinweg mit Elefantenverzierungen auf der Vorderseite. Früher fanden hier Zeremonien und Audienzen statt. Man kann über die Terrasse laufen und gelangt schließlich zur Terrasse des Leprakönigs. Zwei der Angkor Könige sollen an Lepra gelitten haben, daher der Name. Hinter der Terrasse gelangt man in den Gang hinter den Außenmauern. Die kompletten Wände sind mit Figuren verziert. Apsaras, Nagas, Krokodile, Affen usw. Die Figuren sind unglaublich gut erhalten und haben sehr feine Gesichtszüge und Kleidungsverzierungen. Als wären sie gerade erst entstanden. Das hat mich am meisten fasziniert.
Das Highlight kam am Schluss. Sonnenuntergang vor Angkor Wat. Das wollte ich unbedingt sehen, weil sich die Steine dann rötlich färben und die Türme sehr schön im Abendlicht aussehen. Es war weniger los als beim Sonnenaufgang 🙂
Am Abend sind wir nochmal in die Pub Street gefahren und haben dort günstiges Bier (50 Cent pro Glas :-)) getrunken und gegessen. Die Pub Street ist die Partystraße von Siem Reap. Sehr laut und mit vielen vielen Straßenständen, Marktständen und Restaurants. Es macht aber Spaß abends dort herum zu laufen trotz der vielen Menschen und Tuk Tuk Fahrer. Das ein oder andere Souvenir kann man dort auch gut besorgen.
Gestern haben wir lange ausgeschlafen nach dem anstrengenden Tempeltag. Da war aber nicht nur rumliegen wollten sind wir zu einem Local Market gefahren, den wir während der Fahrt zum Tonle Sap gesehen haben. Er heißt Phsar Leu und befindet sich am Highway Nummer 6. Phsar heißt übrigens Markt. Der Markt besteht aus einer großen Markthalle und vielen Ständen an den Außenseiten. Es ist der größte lokale Markt in Siem Reap und ist auch Einkaufsquelle für Händler, also auch ein Großhandel. Auf dem Markt spricht keiner englisch und wir waren die einzigen Touristen. Die Außenstände verkaufen Fleisch, Fisch, Gemüse und alles was man essen kann. Der sauer-süßliche Geruch des in der Wärme liegenden Schweinefleischs gepaart mit einer angehenden Erkältung haben allerdings diesmal dazu geführt dass ich es nicht in der „Frischwarenabteilung“ ausgehalten habe. Mir ist einfach schlecht geworden. Interessant ist es schon zu sehen wie die Einheimischen ihre täglichen Einkäufe erledigen und was es alles gibt. Also sind wir zu den nicht so geruchsintensiven Obstständen gelaufen und haben Rambutan, Mango und Langon (Christophs Lieblingsfrucht) gekauft. Außerdem haben wir Durian versucht. Durian ist bekannt als Stinkfrucht, schmeckt aber süß. Gestunken hat sie nicht, wahrscheinlich weil sie frisch war.
Den Rest des Tages haben wir am Pool verbracht und mit den Kindern der Besitzer Wasserball gespielt 🙂 Abends sind wir wieder zum Nachtmarkt gelaufen und haben durch Zufall weil wir einen anderen Nachtmarkt gesucht haben, eine Pizzeria eines Schweizers entdeckt. Wir hatten ihn nach dem Weg gefragt und weil er so nett war sind wir auf ein paar Bier und eine Pizza geblieben. Es war ein kleiner Laden mit großem selbstgebauten Steinofen und Tischen am Flussufer gegenüber. Die Pizza war sensationell. Der Laden gehört einem Schweizer und ist der Lieferservice für Swiss Food Asia, einem Hotel mit Restaurant, welches ebenfalls dem Schweizer gehört. Manchmal findet man auch durch Zufall tolle Überraschungen.
Heute ist Christoph nach Frankfurt zurück geflogen, daher haben wir nichts unternommen und mittags hier im Guesthouse gegessen. Ich war abends in der Stadt und bin zum Green Go, meinem Lieblings Veganer gelaufen um dort Chilli „con“ Carne zu essen. Komischerweise hat mich den kompletten Hin und Rückweg kein Tuk Tuk Fahrer angesprochen. Normalerweise kommen die immer aus allen Ecken und quatschen einen ständig an, aber entweder machen sie das bei alleine laufenden Frauen nicht oder sie waren noch müde vom feiern 🙂